Unsere Kirche als Bauwerk

Die Leubnitzer Kirche ist eine der ältesten Dresdens und wohl auch eine der schönsten. 2018/ 2019 gab es dramatische Bewegungen im Gebäude, die zu massiven Rissschäden führten. Dadurch war die Statik des Gebäudes gefährdet.
Von 2020 bis 2022 wurde die Kirche aufwändig stabilisiert und in der Folge umfassend renoviert. Über die Ergebnisse unserer Spendenkampagne „Gib festen Halt“ und der Sanierung können Sie sich hier informieren.

Die „KiBa-Kirche des Jahres 2022“ steht im sächsischen Leubnitz

Die Würfel sind gefallen: Die Evangelische Kirche in Leubnitz (Dresden) ist zur „Kirche des Jahres 2022“ der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland gewählt worden. 2.432 Stimmen erhielt das mittelalterliche Bauwerk, das damit klar vor der zweitplatzierten St. Mauritius-Kirche im thüringischen Bottendorf (2.104 Stimmen) lag. Die ehemalige Gutskirche Bebertal-Dönstedt in Sachsen-Anhalt errang mit 1027 Voten den dritten Platz.
Insgesamt beteiligten sich fast 12.000 Personen an der Abstimmung der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründeten Stiftung. Zur Wahl standen zwölf Gotteshäuser, deren Sanierung die KiBa im vergangenen Jahr gefördert hatte.
„Wir sind überwältigt von der großen Anzahl derjenigen, die sich in diesem Jahr am Wettbewerb beteiligt haben“, sagt Catharina Hasenclever, die die Geschäfte der Stiftung führt. „Alle zur Wahl stehenden Kirchen haben einen Kreis von Unterstützenden, der mehr als 450 Personen umfasst. Das ist großartig! Dieses Engagement möchten wir gern weiter befördern und für die betreffenden Kirchen überall in Deutschland nutzbar machen.“

Geschichte unserer Kirche

12. Jh. Besiedlung im Umfeld des Leubnitzer Kirchberges; bei archäologischen Grabungen 2004 werden Reste einer Siedlungsschicht festgestellt; um 1170 wird wohl ein Wehr- und Schutzturm errichtet
1288 urkundliche Erwähnung von Leubnitz und einer Kirche, in der Markgräfin Elisabeth, Witwe Heinrich des Erlauchten, den Ort mit Vorwerk, Kirche und Gerichtsbarkeit dem Zisterzienser Kloster Altzella übereignet
1388 Verfügung von Papst Urban VI., dass die zuvor von ihm zur Pfarrkirche ernannte Kirche dem Heiligen Andreas geweiht wird (1387 Incorporation)
zw. 1400
und 1428
Errichtung einer Pfarrkirche mit Chor und einem hohen Backstein-Ostgiebel, wohl unter Einbeziehung eines Vorgängerbaues, vermutlich war das eine Erweiterung eines älteren Langhauses, an das sich im Westen der aus dem Mittelalter stammende Turm anschließt.
Der Chor erhält 1428 zunächst nur eine hölzerne Dachtragwerk-Konstruktion, es ist das älteste noch im Original erhaltene Dachtragwerk von Dresden
1437 Weihe eines Altars durch Bischof Johannes IV. zu Meißen zu Ehren der Jungfrau Maria und der Heiligen Andreas, Ursula, Barbara und Mauritius
1469 Erweiterung des Langhauses, vermutlich unter Einbeziehung eines Vorgängerbaues mit einer Verbindung zum Chor, das Dachtragwerk wird neu errichtet
um 1500-
Anf. 16. Jh.
Einwölbung des Chores mit Kreuzrippengewölbe und Schlussstein,
Einfügung eines Chorbogens
1510 Guß der großen Glocke (Durchmesser: 1,3 m) durch Andreas Herold; sie wurde 1536 durch Blitzschlag beschädigt; umgegossen 1840 durch Friedrich Gruhl (Kleinwelka) mit gleicher alter Inschrift
1570-1573 Errichtung des Doppelepitaph von Hans Allnpeck des Älteren mit seiner Frau Margarethe
1577/1578 Schaffung der Kanzel aus Sandstein und Holz durch Martin Beudener ohne Schalldeckel
um 1580 Schaffung eines Epitaph zu Lebzeiten von Hans Allnpeck des Jüngeren mit seiner Frau. Beide Allnpeckepitaphe stammen vermutlich aus der Werkstatt der Freiberger Lorenzens
1609 Sterbejahr von Wenzeln Allnpeck und Schaffung einer Grabplatte (Bildhauer unbekannt)
1651 erste urkundlich belegte Orgelweihe durch Pfarrer George Gerlach
1652 Errichtung der „Nöthnitzer Betstube“ (nur von außen zugänglich) als Familienempore für den kurfürstlich-sächsischen Oberhofmarschall und „Geheime Rat“ Heinrich von Taube und seiner Gemahlin; bei Aufenthalten auf seinem Schloss Nöthnitz ging die Familie zum Gottesdienst in die nahegelegene Kirche nach Leubnitz
nach 1660 Errichtung der Emporen
1662 Einbau des geschnitzten Schalldeckels für die Kanzel (Erbauer unbekant)
1667-1673 Langhaus erhält eine aufwendig reich bemalte, vertäfelte Holzbalkendecke, einschließlich der Südemporen und der oberen Westempore, ausgeführt von dem kurfürstlich-sächsischen Hofmaler Gottfried Lucas (signiert und datiert: Gottfried Lucas. hoc templum pri(n)xit ao. 1672)
1679/1680 Fertigstellung des alten Orgelwerkes durch den kurfürstlich-sächsischen Hoforgelmacher Andreas Tamitius
1685/1686 Erneuerung der Tür zur Sakristei mit 36 Pfund Eisenblech
1713/1714 Vergrößerung der Orgel durch Orgelbauer Friedrich Lindner unter Mithilfe von Organist Behnisch und Ratszimmermeister George Bähr
1716 und später Epitaph für Oberlandbaumeister Johann Friedrich Karcher, errichtet vom kurfürstlich-sächsischen Hofbildhauer Johann Christian Kirchner (1691-1732) mit lebensnahen Büsten von Karcher (gest. 1726), seiner Frau Catherine (gest. 1714) und Tochter Eleonora (gest. 1730).
1720/1721 Erweiterung der Kirche: die Wand des Langhauses wird nach Norden geöffnet und ein barocker Anbau hinzugefügt, um Platz für Emporen zu gewinnen, wohl auf Initiative des Oberlandbaumeisters Johann Friedrich Karchers (1650-1726) mit zweimalige Begutachtung durch Ratszimmermeiser George Bähr
1726/1727 Erweiterungsphase des Anbaues durch Adam Leubener (2. gotischer Triumphbogen nach Westen, wo die heutige Orgel steht), Zumauerung des Portals an der Südseite der Kirche (ehemaliger Eingang)
1730/1731 Errichtung eines Altars im Stile des Dresdner Hochbarocks. Der Altaraufbau wurde geschaffen durch die Steinmetzmeister Johann Christian Ebhardt und Johann Bernhard Reinboth (u. a tätig an der Dresdner Frauenkirche). Er zeigt im Mittelfeld die Kreuzigung mit Maria und Johannes, flankiert von zwei Allegorien des Glaubens und der Liebe, darüber im gesprengten Giebel der Auferstandene. Die äußerst qualitätsvoll ausgeführten Skulpturen stammen von einem bedeutenden Bildhauer dieser Zeit.
1754-1763 völliger Umbau der Orgel durch Orgelbauer und Schüler von Gottfried Silbermann - David Schuber unter Mitwirkung von Organist Christian Ebhardt
- Epitaph der Familie Gerlach; es ist nicht bekannt, wann er in die Kirche kam; besonders zu benennen ist George Gerlach (gest. 1886), der 42 Jahre Pfarrer in der Leubnitzer Kirche war
1874-1889 Zahlreiche Umgestaltungen und Renovierungen (u.a. wegen erheblicher
Risse); starke Vereinfachung des gestaffelten Ostgiebels wegen Baufälligkeit; Entfernung des steinernen Maßwerkes an den Fenstern und der Butzenscheiben; Beseitigung der Mönch-Nonnen-Dachdeckung, dafür Schieferdach; im Altarraum Übermalung der mittelalterlichen Malereien; Einbau einer zweiten Empore im Chorbereich mit äußerem Anbau für ein Treppenhaus.
1905 Einbau eines neuen 2-manualen pneumatischen Orgelwerkes durch die Dresdner Firma Jehmlich
1922 bis 1923 Orgel- und Nordempore: einst mit barocken Ornamentmalereien versehen, werden diese im Stile des Art deco von Kunstmaler Karl Schulz übermalt; an der Sängerempore überdeckte man drei Bemalungen (von 1667) mit „Weihnachtsbildern“ vom Leubnitzer Maler Felix Elßner (im Rahmen der Restaurierung der Emporenbilder 1999 Abnahme der Elßner-Bilder)
1933 Am Turm wird das Schieferdach gegen ein Kupferdach ausgetauscht
1968-1977 Restaurierung der Bilderdecke, Altar, Karcher-Epitaph, Kanzel mit Schalldeckel unter Leitung von Kunstmaler Helmar Helas; Helfer waren: Peter Taubert und Werner Wischniowski; weitere Restaurierungen der Decke und Emporen erfolgten bereits 1874 bis 1879 sowie 1922/23
1999-2001 Restaurierung der Emporenmalereien und Nöthnitzer Bestube durch Restauratorin Lydia Wiedemann, Dresden unter Mitwirkung des Landesamtes für Denkmalpflege
2004 umfangreiche archäologische Ausgrabungen im Altarbereich
2005 Fertigstellung einer Temperierungsanlage
2009 Kompletterneuerung des Kirchendaches
2018 nach fünfjähriger Restaurierung wird die Kanzel wieder eingeweiht; an der Vorderseite konnte eine mittelalterliche Malerei frei gelegt werden

Kirchenführer

Nähere Einzelheiten zur Geschichte und zur Kirche selbst erhalten Sie in unserem Kirchenführer.
Dieser ist zum Preis von 3,50 € über das Pfarramt erhältlich.

Kirchenführer "Die Kirche zu Dresden-Leubnitz-Neuostra"
ISBN 3-00-015018-8