Gedanken, nachdem am Sonntag Okuli (15. März 2020) keine Gottesdienste gefeiert werden konnten
Alles abgesagt!?
Wer freiwillig verzichtet, weiß: Auch das kann unangenehm sein. Aber verordneter Verzicht tut weh.
Das alltägliche Leben ist eingeschränkt. Normale Begegnungen und Gemeinschaft sind nur begrenzt möglich.
Doch jede Medaille hat zwei Seiten.
Es entstehen herausfordernde Leerstellen und überraschende Freiräume.
Kein Gottesdienst, keine Gemeindeveranstaltungen.
Keine Predigt, keine Auslegung des Bibelwortes durch Pfarrer*innen.
Schweigen.
Trotzdem ist Gott da. Aber anders als wir es gewohnt sind.
Es entstehen herausfordernde Leerstellen und überraschende Freiräume – für Gott und für mich.
Zeit, um stille zu werden und Stille auszuhalten.
Stille als Voraussetzung, um zu hören, neu wahrzunehmen und die Gedanken zu sammeln.
Zeit, um für andere zu beten, zu bitten und auch zu danken.
Menschen, mit denen ich verbunden bin oder die mir zu schaffen machen. Indem ich bete, bin ich für sie da.
Zeit, um selbständig in der Bibel zu lesen.
Dabei entdecke ich andere Seiten – bei mir selbst und in der Bibel.
Zeit, um anderen einen Brief oder eine Nachricht zu schreiben oder mal anzurufen.
Trotz räumlicher Trennung bleibe ich mit anderen verbunden. Vielleicht ist das auch die Gelegenheit, eine lockere Beziehung wieder aufleben zu lassen.
Paulus schreibt:
„Sich körperlich anzustrengen und Verzicht zu üben ist ganz gut und schön, aber auf Gott zu hören ist besser. Denn damit werden wir dieses und das zukünftige Leben gewinnen.“
(1. Timotheus 4,8 – Hoffnung für alle)
Pfarrer Wolf-Jürgen Grabner, 16.03.2020
Gebet in unsicherer Zeit:
Herr unser Gott, wir empfehlen Dir alle Erkrankten und bitten für sie um Trost und Heilung. Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden. Tröste jene, die traurig sind.
Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie; allen Pflegenden Kraft und eine innere Gelassenheit in dieser extremen Belastung.
Den Politikern und Mitarbeitern der Gesundheitsämter schenke die notwendige Besonnenheit und den Mut zu Entscheidungen.
Wir beten für alle, die in Panik und von Angst überwältigt sind. Wir bitten um Frieden inmitten des Sturms und um klare Sicht.
Wir beten für alle, die großen materiellen Schaden haben oder befürchten.
Guter Gott, wir bringen Dir alle, die in Quarantäne sein müssen, sich einsam fühlen und niemanden umarmen können. Berühre Du ihre Herzen mit Deiner Güte und Sanftmut.
Und wir beten darum, dass diese Epidemie zurückgeht und bald wieder Normalität einkehrt.
Mach uns dankbar für jeden Tag in Gesundheit.
Lass uns nie vergessen, dass das Leben ein Geschenk ist, unser Leben endlich ist, und wir irgendwann einmal sterben werden und nicht alles kontrollieren können. Du allein bist ewig.
Und mach uns dankbar für so vieles, was wir ohne Krisenzeiten so schnell übersehen.
Auf Dich vertrauen wir. Durch Christus unseren Herrn. Amen.
https://johanneshartl.org/gebet-in-der-coronakrise/